Das Zitat soll von Tesla- und SpaceX-CEO Elon Musk stammen. Es verdeutlicht eindringlich die Notwendigkeit, Treibhausgasemissionen zu reduzieren und der Atmosphäre CO2 zu entziehen. Tatsächlich rennen wir derzeit mit offenen Augen direkt auf eine Katastrophe zu. Doch auch wenn das Fenster zum Handeln immer kleiner wird: Noch können wir dagegen steuern. Ein effektives Instrument, um der Atmosphäre CO2 zu entziehen, sind CO2-Zertifikate, auch CO2-Gutschriften oder Carbon Credits genannt. In diesem Artikel geben wir einen Überblick, was CO2-Zertifikate sind – von ihrer Definition über ihre Entstehungsgeschichte und ihre vielfältigen Anwendungsbereiche bis hin zur Notwendigkeit ihrer Implementierung und den damit verbundenen Herausforderungen.
CO2-Zertifikate, auch als CO2-Gutschriften oder Carbon Credits bekannt, sind Maßeinheiten, um die Verringerung oder Entfernung von Treibhausgasemissionen zu quantifizieren. Sie stellen einen marktbasierten Mechanismus dar, der Anreize schafft und Maßnahmen ermöglicht, um Kohlendioxid (CO2) und andere Treibhausgasemissionen aus der Atmosphäre zu reduzieren oder zu entfernen. Ein Carbon Credit entspricht in der Regel einer Tonne CO2-Äquivalent. Vereinfacht ausgedrückt: Wenn der Atmosphäre eine Tonne CO2 entzogen wird, kann das in eine CO2-Gutschrift übertragen werden.
1 CO2-Zertifikat = 1 Tonne CO2-Äquivalent
Neben dem regulierten Emissionshandel gibt es noch einen freiwilligen CO2-Markt, auch bekannt als Voluntary Carbon Market (VCM). Hier können Unternehmen, Organisationen und Einzelpersonen auf freiwilliger Basis CO2-Gutschriften erwerben. Die Käufer leisten so durch die Finanzierung von Klimaschutzprojekten einen direkten Beitrag zum Klimaschutz und fördern gleichzeitig nachhaltige Entwicklung.
Die Idee der CO2-Zertifikate entstand aus dem Rahmenübereinkommen der Vereinten Nationen über Klimaänderungen (UNFCCC) und dem Kyoto-Protokoll, das im Jahr 1997 verabschiedet wurde. Beim Kyoto-Protokoll handelt es sich um ein internationales Abkommen, das Länder dazu verpflichtet, ihre Treibhausgasemissionen zu reduzieren. In diesem Zusammenhang wurden Carbon Credits eingeführt, die Ländern den Handel von Emissionsrechten erlauben, um ihre Reduktionsziele zu erreichen. Hierbei wird vom Emissionsrechtehandel gesprochen. Dabei handelt es sich um ein staatlich reguliertes System. Zusätzlich gibt es den freiwilligen CO2-Markt, dessen Ziel ebenfalls das Reduzieren und Entfernen von Treibhausgasemissionen ist.
Beim Emissionsrechtehandel wird eine Obergrenze für die Menge an Treibhausgasen festgelegt, die ein Unternehmen oder ein Land ausstoßen darf. Für diese Menge erhalten sie Zertifikate, die sie gegen Emissionen eintauschen können. Wenn sie weniger CO2 ausstoßen, können sie überschüssige Zertifikate an Unternehmen und Länder verkaufen, die ihre Grenzwerte überschreiten (genannt: “cap and trade”). Dadurch entsteht ein finanzieller Anreiz, Emissionen zu reduzieren und umweltfreundlicher zu agieren (vgl. Abbildung 1).
Gehandelt werden die Zertifikate beispielsweise über das EU Emission Trading System (EU ETS). Es ist der weltweit erste große Kohlenstoffmarkt zur Reduzierung von Treibhausgasemissionen. Über die Jahre wurde das System immer wieder angepasst, um die Obergrenzen zu verschärfen und so die Gesamtemissionen zu reduzieren. Das EU ETS gilt als ein Modell für ähnliche Programme weltweit und spielt eine Schlüsselrolle bei der Erreichung der Klimaziele der Europäischen Union.
Es gibt jedoch auch Kritiker des Emissionsrechtehandels. Diese argumentieren, dass er den Marktteilnehmern ermöglicht, sich von ihrer Verantwortung freizukaufen, statt echte Reduktionsmaßnahmen vorzunehmen. Wichtig ist daher, Emissionen zunächst zu reduzieren, bevor (noch) nicht vermeidbare Emissionen über effektive Klimaschutzprojekte ausgeglichen werden. Auch gibt es Bedenken hinsichtlich der Überwachung und Validierung von Emissionsdaten, wodurch Manipulation möglich ist. Zudem könnten einige Länder oder Unternehmen unverhältnismäßige Vorteile aus dem System ziehen, während andere benachteiligt werden.
Auf diesem Markt kaufen Unternehmen oder auch Einzelpersonen CO2-Gutschriften, um ihre eigenen Emissionen auszugleichen, auch wenn sie nicht gesetzlich dazu verpflichtet sind. Dies geschieht in der Regel, weil sie Verantwortung für ihren CO2-Fußabdruck übernehmen und einen positiven Beitrag zum Klima, ihrer Umwelt und der Gesellschaft leisten möchten. Das Geld, das durch den Verkauf dieser Gutschriften eingenommen wird, fließt in Projekte, die Emissionen reduzieren oder CO2 speichern. Auch die Klimaschutzprojekte von OCELL bewegen sich auf dem freiwilligen CO2-Markt: Unternehmen investieren in lokale Waldprojekte. Das eingenommene Geld wird zur Optimierung des CO2-Speichers und zum Umbau der Wälder in klimaresiliente Mischwälder verwendet.
Auch an diesem Modell gibt es mitunter kritische Stimmen. Unternehmen könnten “Greenwashing” betreiben und ihre Klimaschutzinvestitionen nur zu Marketingzwecken nutzen. Zudem gibt es zweifelhafte Projekte – vor allem im globalen Süden – deren Beitrag zum Klimaschutz sich nicht immer nachweisen lässt. Unternehmen, die wirklich etwas bewirken wollen, sei daher empfohlen, sich gut über die Projekte und deren Anbieter zu informieren.
CO2-Zertifikate finden in verschiedenen Sektoren weltweit Anwendung. Sie unterstützen beispielsweise erneuerbare Energien, Energieeffizienz, Aufforstungsprojekte und solche für verbessertes Forstmanagement, nachhaltige Landwirtschaft und vieles mehr. Carbon Credits bieten Unternehmen und Einzelpersonen Anreize, saubere Technologien zu nutzen, Emissionen zu reduzieren und zu den globalen Klimazielen beizutragen.
Erneuerbare Energien
Projekte für erneuerbare Energien wie Windparks, Solarkraftwerke und Wasserkraftanlagen generieren Carbon Credits basierend auf der Menge an sauberer Energie, die sie produzieren. Energieerzeugung aus fossilen Brennstoffen wird damit ersetzt.
Energieeffizienz
Energieeffizienzprojekte in Industrie, Verkehr und Gebäuden helfen, den Energieverbrauch und damit auch die Emissionen zu reduzieren.
(Wieder-)Aufforstung, verbessertes Forstmanagement und REDD+ Projekte
(Wieder-)Aufforstungsprojekte (A/R*) beinhalten das Pflanzen von Bäumen oder die Wiederherstellung von Wäldern. Im Rahmen der Photosynthese nehmen Bäume Kohlendioxid (CO2) aus der Atmosphäre auf und speichern es in ihrer Biomasse. Insbesondere in Ländern des globalen Südens können A/R Projekte notwendig sein. Gründe für großflächige Entwaldung sind hier unter anderem die Umwandlung von Waldland in Agrarflächen, die Urbanisierung sowie legaler und illegaler Holzeinschlag zur Holzproduktion. In Deutschland sind weitreichende Waldrodungen jedoch verboten; zerstörte Waldflächen (verursacht beispielsweise durch Waldbrände) müssen ohnehin wieder aufgeforstet werden – auch ohne durch CO2-Gutschriften finanzierte Projekte. Aufforstungsprojekte sind hier daher nicht sinnvoll. Zudem besteht bei solchen Projekten der Nachteil, dass neu gepflanzte Bäume Jahrzehnte benötigen, bis sie eine signifikante Menge an CO2 binden.
Ein verbessertes Forstmanagement (IFM**) stellt eine weitere Art von Waldprojekten dar. Dabei werden nachhaltige Praktiken und Strategien zur verbesserten Waldbewirtschaftung implementiert. So werden auch die Umtriebszeiten von Bäumen verlängert, so dass Wälder länger und mehr CO2 binden. Diese Projekte generieren Carbon Credits, indem sie Kohlenstoff speichern und zur Erhaltung und Ausweitung von Waldökosystemen beitragen.
Der Ansatz zur Reduzierung von Emissionen aus Entwaldung und Walddegradierung (REDD+***) zielt darauf ab, Emissionen durch den Schutz und die nachhaltige Nutzung von Wäldern zu reduzieren. Diese Projekte bekämpfen Entwaldung und Walddegradierung und bringen zugleich soziale und ökonomische Vorteile. REDD+ Projekte leisten einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz und fördern zugleich die örtliche Entwicklung, insbesondere in Regionen mit hoher Entwaldungsrate.
Die Klimaschutzprojekte von OCELL greifen den Ansatz der verbesserten Waldbewirtschaftung auf. Erfahren Sie hier mehr über die Projekte von OCELL.
Nachhaltige Landwirtschaft
Methan- und Lachgasemissionen aus der Landwirtschaft sind mitunter erheblich. CO2-Zertifikate können der Landwirtschaft zugutekommen, indem sie Anreize für nachhaltige Praktiken bieten. So können sie Landwirte dazu motivieren, Techniken wie konservierende Bodenbearbeitung und Agroforstwirtschaft anzuwenden, die CO2 binden und den Methanausstoß verringern. Dies führt zu verbesserter Bodenqualität und erhöhter Biodiversität. Der Verkauf von CO2-Zertifikaten kann auch Investitionen in effizientere Bewirtschaftungsmethoden und moderne Technologien ermöglichen. So tragen Landwirte nicht nur zum Klimaschutz bei, sondern profitieren auch finanziell, was zu einer nachhaltigeren und umweltfreundlicheren Landwirtschaft führt.
CO2-Gutschriften spielen eine entscheidende Rolle im Kampf gegen den Klimawandel. Dennoch stehen immer wieder Projekte oder deren Anbieter in der Kritik. Käufer von CO2-Zertifikaten sollten sich daher zuvor gut informieren und insbesondere auf die folgenden Kriterien achten.
Messung und Überprüfung
Die genaue Messung und Überprüfung von Emissionsminderungen stellt für viele Projekte eine Herausforderung dar. Um die Zuverlässigkeit von CO2-Zertifikaten zu gewährleisten, sind robuste Methoden und Monitoring-Systeme unerlässlich.
So werden die Klimaschutzprojekte von OCELL regelmäßig überprüft und analysiert. Dazu werden von den Projektpartnern, den Forstbetrieben, fortlaufend alle Forstaktivitäten (z. B. Erfassung von Kalamitäten, Pflanzungen) dokumentiert. Zudem befliegt OCELL die Wälder regelmäßig und wertet die Luftbilder aus. Zusätzlich wird die Erhöhung der CO2-Speicherleistung des Waldes regelmäßig mit modernster Messtechnik erfasst. Unabhängige Auditoren überprüfen und verifizieren diese anschließend.
Zusätzlichkeit
Eine weitere Herausforderung besteht in der Sicherstellung der Zusätzlichkeit. Zusätzlichkeit bedeutet, dass die Emissionsreduktionen, die durch Projekte erzielt werden, ohne den Anreiz der Carbon Credits nicht stattgefunden hätten. Oder anders gesagt: Nur, wenn ein Klimaschutzprojekt CO2 bindet, das ohne das Projekt nicht gebunden worden wäre, ist es zusätzlich.
Um sicherzustellen, dass in den Projektwäldern von OCELL mehr CO2 gespeichert wird als ohne die Durchführung eines Projekts, arbeiten wir ausschließlich mit professionell arbeitenden Forstbetrieben zusammen. War deren Haupteinnahmequelle bisher die Holzproduktion, so können sie nun durch die Projekteinnahmen die Umtriebszeiten und damit das Alter und den CO2-Speicher der Bäume erhöhen. Die Projektpartner von OCELL verlängern die durchschnittliche Lebenszeit der Bäume, wodurch mehr Kohlenstoff gebunden wird. Dieses zusätzliche CO2 wird dann mit dem Basisszenario verglichen - einer zuverlässigen Berechnung dessen, was ohne das Projekt geschehen wäre, wenn die Waldbewirtschaftung wie gewohnt fortgesetzt worden wäre.
Permanenz
Die Permanenz von CO2-Projekten bezieht sich auf die Langfristigkeit der Kohlenstoffbindung. Der durch ein Klimaschutzprojekt gebundene Kohlenstoff muss über einen längeren Zeitraum hinweg sicher gespeichert werden und nicht wieder in die Atmosphäre entweichen.
Die Projektpartner von OCELL verpflichten sich für mindestens 30 Jahre zur Erhöhung des CO2-Speichers ihres Waldes und zur Förderung der Artenvielfalt. Das Projekt kann beliebig lange verlängert werden.
Doppelzählungen
Doppelzählungen stellen für den globalen Markt eine große Herausforderung dar. Sie treten dann auf, wenn die gleichen Emissionsreduktionen mehreren Marktteilnehmenden, bspw. Deutschland und einem Unternehmen, zugeschrieben werden. Um dies zu verhindern, müssen strenge Standards und Überwachungssysteme eingeführt werden, um sicherzustellen, dass jede Tonne CO2 nur einmal gezählt wird und dass die Projekte tatsächlich zu nachhaltigen Emissionsreduktionen führen. Dies ist entscheidend, um die Effektivität von CO2-Zertifikaten im Kampf gegen den Klimawandel sicherzustellen.
Die Wissenschaft ist sich einig: Um den Klimawandel zu stoppen, müssen wir weniger CO2 ausstoßen und zusätzlich bereits vorhandenes CO2 aus der Atmosphäre entfernen (vgl. Oxford-Studie) – und das sofort und im großen Stil. Um das 1,5-Grad-Ziel des Pariser Klimaabkommens zu erreichen, bleibt uns weniger Zeit als gedacht. Laut einer Studie des Imperial College London könnte unser globales “CO2-Budget" bereits 2029 aufgebraucht sein (vgl. Tagesschau). CO2-Gutschriften aus IFM-Projekten sind ein wirksames Werkzeug zur Speicherung von CO2 und im Kampf gegen den Klimawandel – wenn sie richtig aufgesetzt werden.
OCELL’s Lösung für einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz sind datengetriebene, lokale Projekte für eine verbesserte Waldbewirtschaftung. Wälder werden so zu klimaresistenteren Mischwäldern umgebaut, die der Atmosphäre mehr CO2 entziehen.
Erfahren Sie hier mehr über die Klimaschutzprojekte von OCELL.