Was sind qualitativ-hochwertige Carbon Credits?

Der Freiwillige Kohlenstoffmarkt (Voluntary Carbon Market, VCM) bietet eine Plattform für Unternehmen, Organisationen und Einzelpersonen, die sich freiwillig im Klimaschutz engagieren möchten. Der VCM entstand in den 1990er Jahren und hat sich durch die Beiträge verschiedener Interessengruppen entwickelt, darunter Standards, Initiativen und NGOs wie der WWF, der zum Beispiel 2003 den Gold Standard ins Leben gerufen hat.

Das Hauptinstrument des VCM sind Carbon Credits. Ein Carbon Credit repräsentiert eine Tonne vermiedener, entfernter oder aus der Atmosphäre gespeicherter CO2e (Kohlendioxidäquivalente). Carbon Credits werden durch Klimaschutzprojekte generiert, wie zum Beispiel naturbasierte Lösungen, erneuerbare Energien, Energieeffizienz oder durch direkte Luftkohlendioxidabscheidung.

Inhalt:

• Was ist der Unterschied zwischen ex-ante und ex-post Carbon Credits?
• Eine Definition qualitativ-hochwertiger Carbon Credits
• Klassifikationen von Carbon Credits

Was ist der Unterschied zwischen ex-ante und ex-post Carbon Credits?

Ex-ante Carbon Credits sind eine Art von Carbon Credit, die auf der Grundlage der voraussichtlichen und zukünftigen Menge an Kohlenstoffreduktionen, Vermeidungen oder Entfernungen eines Klimaschutzprojekts ausgegeben werden. Sie werden auch als geplante Emissionsreduktionen (Planned Emission Reductions, PERs) bezeichnet. Da diese Credits vor den tatsächlichen Reduktionen oder der Sequestrierung ausgegeben werden, gibt es ein gewisses Maß an Risiko und Unsicherheit. Die erwarteten Kohlenstoffreduktionen oder -entfernungen könnten aufgrund verschiedener Faktoren wie Projektfehlern, Naturkatastrophen oder ungenauer anfänglicher Schätzungen nicht vollständig realisiert werden. Andererseits können ex-ante Credits eine wichtige Vorfinanzierung für Projekte in der Anfangsphase bieten. Durch den Verkauf von Credits im Voraus können sich Projektentwickler die notwendigen finanziellen Ressourcen sichern, um ihre Projekte zu starten und umzusetzen.

Ex-post Carbon Credits werden basierend auf tatsächlichen, verifizierten Reduktionen, Entfernungen oder Vermeidungen von Treibhausgasen (THGs) ausgestellt, die bereits erfolgt und von unabhängigen Auditoren verifiziert wurden. Daher werden sie oft als verifizierte Emissionsreduktionen (Verified Emission Reductions, VER) bezeichnet. Dieser Verifizierungsprozess stellt sicher, dass die geltend gemachten Reduktionen messbar, dauerhaft und von sofortiger Wirkung für die Minderung des Klimawandels sind. Ex-post Carbon Credits sind eine direkte Darstellung der gemessenen und bestätigten Auswirkungen auf die Minderung des Klimawandels und sind im Vergleich zu ex-ante Credits zuverlässiger. Ex-post Carbon Credits spielen eine entscheidende Rolle im Voluntary Carbon Market, indem sie eine verifizierte und zuverlässige Möglichkeit bieten, Emissionen auszugleichen und Projekte zu unterstützen, die einen positiven Beitrag im Klimaschutz leisten.

Eine Definition qualitativ-hochwertiger Carbon Credits

Da Carbon Credits die quantifizierten Auswirkungen von Klimaschutzprojekten in Tonnen CO2e darstellen, ist es nicht überraschend, dass einige der wichtigsten Anforderungen an hochwertige Carbon Credits von den wesentlichen Kriterien in Klimaschutzprojekten abgeleitet sind.

Hochwertige Carbon Credits, wie auch Klimaschutzprojekte, sind zusätzlich, werden von unabhängigen Auditoren verifiziert, schließen eine doppelte Inanspruchnahme aus und haben dauerhafte positive Auswirkungen zur Minderung des Klimawandels.

Um sie noch robuster zu machen, müssen Carbon Credits, die aus den Klimaschutzprojekten von OCELL stammen, zudem noch die folgenden Kriterien erfüllen, um als hochwertig zu gelten:

• Unmittelbare Wirkung: Ein ex-post Carbon Credit, bei dem die Reduktion, Entfernung oder Vermeidung bereits erfolgt ist und von einer unabhängigen Drittpartei verifiziert wurde.
• Keine Verlagerung: Das Projekt und damit die Aktivität des Carbon Credits hat keine Emissionen in andere oder benachbarte Gebiete verlagert.
• Technologiegetrieben: Der einzigartige Carbon Credit ist technologiegetrieben und ermöglicht eine messbare, zuverlässige und transparente Wirkung mit einer öffentlichen Dokumentation in einem Register.
• Robuste Baselines: Verwendung von konservativen und genauen Baselines und Pufferpools, um die langfristigen Auswirkungen des Carbon Credits sicherzustellen.

Klassifikationen von Carbon Credits

Neben der Unterscheidung von Carbon Credits in zertifizierte ex-post oder ex-ante gibt es auch andere Klassifikationen, die mit Carbon Credits verbunden sind.

Basierend auf Emissionsauswirkungen

Basierend auf ihren Nettoemissionsauswirkungen gibt es drei Arten von Carbon Credits:

Carbon Removal (Kohlenstoffentfernung)
Carbon removal credits repräsentieren Maßnahmen, die Kohlendioxid (CO2) physisch aus der Atmosphäre entfernen. Dies kann durch natürliche Prozesse wie verbessertes Waldmanagement (Improved Forest Management, IFM), Aufforstung oder Wiederaufforstung erreicht werden, sowie durch technologische Lösungen wie direkte Luftabscheidung und Speicherung (Direct Air Capture and Storage, DACS), bei denen CO2 aus der Luft erfasst und unterirdisch gespeichert oder in Produkten verwendet wird.

Carbon Avoidance (Kohlenstoffvermeidung)
Carbon avoidance credits werden durch Projekte generiert, die Emissionen verhindern oder reduzieren, die sonst aufgetreten wären. Dies umfasst Aktivitäten wie:

• Erneuerbare Energieprojekte: wie Wind-, Solar- oder Wasserkraft, die die Energieerzeugung aus fossilen Brennstoffen verdrängen.
• Energieeffizienzverbesserungen: Reduzierung des Energieverbrauchs und damit der Emissionen.
• Methanerfassungsprojekte: Erfassung von Methan aus Deponien oder der Landwirtschaft, bevor es in die Atmosphäre freigesetzt wird.
• Waldschutzprojekte: Vermeidung von Emissionen durch den Schutz von Wäldern.

Carbon Reduction (Kohlenstoffreduktion)
Carbon reduction credits sind mit Aktivitäten verbunden, die zu einer direkten Reduzierung von Emissionen im Vergleich zu einem Basisszenario (Szenario ohne die Projektaktivitäten) führen. Dies kann umfassen:

• Industrielle Verbesserungen: Verbesserung von Industrieprozessen, um weniger CO2 zu emittieren.
• Transportoptimierung: Verbesserung von Logistik- und Transportmethoden zur Reduzierung des Kraftstoffverbrauchs und der Emissionen.
• Umstellung auf kohlenstoffarme Brennstoffe: wie der Ersatz von Kohle durch Erdgas oder Biomasse.

Basierend auf dem Markt

VER (Verified Emission Reduction) Verified Emission Reduction (VER)-Credits, auch bekannt als Voluntary Emission Reductions, sind Carbon Credits, die durch Projekte generiert werden, die freiwillig Treibhausgasemissionen reduzieren, vermeiden oder entfernen. Diese Credits sind nicht durch internationale Verträge geregelt, sondern werden von unabhängigen Drittprüfern verifiziert und bei Standards wie dem Verified Carbon Standard (VCS), dem Gold Standard oder dem American Carbon Registry (ACR) registriert. VERs werden typischerweise von Unternehmen und Einzelpersonen verwendet, die freiwillig einen Beitrag zum Klimaschutz leisten möchten. Jeder VER steht für eine Tonne reduziertes CO2-Äquivalent.

CER (Certified Emission Reduction) Certified Emission Reduction (CER)-Credits sind Carbon Credits, die im Rahmen des Clean Development Mechanism (CDM) des Kyoto-Protokolls ausgegeben werden. Diese Credits werden an Projekte in Entwicklungsländern vergeben, die Treibhausgasemissionen reduzieren. Jeder CER steht für eine Tonne reduziertes CO2-Äquivalent. CERs werden von der Klimarahmenkonvention der Vereinten Nationen (UNFCCC) rigoros verifiziert, um ihre Authentizität und Zuverlässigkeit zu gewährleisten. Diese Credits können gehandelt und von Industrieländern verwendet werden, um ihre Emissionsminderungsziele im Rahmen des Kyoto-Protokolls zu erfüllen, sowie von Unternehmen, die auf dem Freiwilligen Kohlenstoffmarkt (VCM) agieren.

Basierend auf der Kategorie des Klimaschutzprojekts

Um Carbon Credits im Detail zu unterscheiden, ist es möglich, sie nach dem Typ des Klimaprojekts zu klassifizieren, von dem sie abgeleitet sind. Laut der Projekttypologie des Ecosystem Marketplace können Klimaprojekte in 8 Kategorien und über 170 Klimaprojekttypen eingeteilt werden.

Die 8 Kategorien sind:

• Forstwirtschaft und Landnutzung
• Erneuerbare Energien
• Haushalt und Gemeinschaft
• Chemisch/Industriell
• Energieeffizienz
• Abfallentsorgung
• Landwirtschaft
• Transport