Wenn sich das Jahr dem Ende zuneigt, ist es eine natürliche Zeit der Reflexion – nicht nur über die vergangenen zwölf Monate, sondern auch über die jahrzehntelange Reise der Klimaschutzbemühungen. Die Wurzeln des Klimaschutzes reichen bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts zurück, als wegweisende Wissenschaftler wie Guy Stewart Callendar und Charles David Keeling begannen zu erforschen, wie menschliche Aktivitäten das Klima der Erde beeinflussen. Obwohl frühere Theorien und Beobachtungen bereits auf den Klimawandel hindeuteten, waren es die 1950er und 1960er Jahre, die den Grundstein für die moderne Bewegung hin zu sinnvollen Klimaschutzlösungen legten.
Der erste „Earth Day“, der am 22. April 1970 gefeiert wurde, markierte einen Wendepunkt im Bewusstsein für Umweltthemen sowohl in den Vereinigten Staaten als auch weltweit. Dieses Ereignis löste eine Welle an Umweltaktivismus aus, die in den folgenden Jahrzehnten weiter wuchs. 1988 wurde der Zwischenstaatliche Ausschuss für Klimaänderungen (IPCC) von den Vereinten Nationen gegründet, um wissenschaftliche Erkenntnisse über den Klimawandel, seine Auswirkungen und mögliche Gegenmaßnahmen zu bewerten.
Der Schwung hielt 1992 beim Erdgipfel in Rio de Janeiro an, wo das Rahmenübereinkommen der Vereinten Nationen über Klimaänderungen (UNFCCC) verabschiedet wurde. Dies war der erste globale Versuch, den Klimawandel offiziell anzugehen, und bildete die Grundlage für internationale Zusammenarbeit. Aufbauend auf diesem Fundament wurde 1997 das Kyoto-Protokoll eingeführt, das erste völkerrechtlich bindende Abkommen zur Reduktion von Treibhausgasemissionen. Es legte spezifische Ziele für Industrienationen fest und war damit ein bedeutender Schritt in Richtung globaler Klimaschutzmaßnahmen.
Schließlich wurde 2015 das Pariser Abkommen verabschiedet, das einen globalen Konsens über die Dringlichkeit des Klimaschutzes darstellt. Das Abkommen etablierte einen Rahmen, um die globale Erwärmung auf deutlich unter 2 °C zu begrenzen, mit dem ehrgeizigen Ziel, sie auf 1,5 °C zu beschränken.
Der Fortschritt im Klimaschutz – von frühen wissenschaftlichen Entdeckungen bis hin zu bedeutenden internationalen Abkommen – zeigt das wachsende Bewusstsein und die zunehmende Bereitschaft der Menschheit, die dringende Herausforderung des Klimawandels anzugehen. Das Pariser Abkommen, das nach wie vor ein Eckpfeiler globaler Klimaschutzbemühungen ist, arbeitet mit einem Fünfjahreszyklus, der Länder dazu ermutigt, schrittweise ehrgeizigere Klimaschutzmaßnahmen zu ergreifen.
Bemerkenswert ist, dass es das erste Abkommen war, das die entscheidende Rolle nichtstaatlicher Akteure, wie Unternehmen, bei der Erreichung seiner Ziele hervorhob. Diese Anerkennung hat zur Entwicklung zahlreicher Rahmenwerke und Initiativen geführt, die Unternehmen bei der Umsetzung von Klimaschutzmaßnahmen unterstützen. Ein herausragendes Beispiel ist die Science Based Targets initiative (SBTi), die Unternehmen dabei hilft, Emissionsreduktionsziele festzulegen, die sich an den neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen orientieren.
Die zunehmende Dringlichkeit, den Klimawandel zu bekämpfen, hat zur Entstehung von Kohlenstoffmärkten geführt – wirkungsvollen Instrumenten zur Reduktion von Treibhausgasemissionen (THG). Diese Märkte lassen sich in zwei Kategorien einteilen: den verpflichtenden Markt (Compliance Market) und den freiwilligen Kohlenstoffmarkt (Voluntary Carbon Market, VCM), die jeweils unter unterschiedlichen Rahmenbedingungen operieren.
Verpflichtender Markt
Der verpflichtende, oder auch Compliance Market, entstand aus dem Kyoto-Protokoll, das rechtlich bindende Emissionsreduktionsziele für Industrienationen und bestimmte Sektoren festlegte. Dieses System ermöglicht es Unternehmen, ihre Ziele flexibel und kosteneffizient durch marktorientierte Mechanismen zu erreichen. Heute werden verpflichtende Märkte durch nationale, regionale oder internationale Kohlenstoffreduktionsprogramme reguliert und konzentrieren sich vor allem auf energieintensive Sektoren wie die Stromerzeugung, Ölraffinerien und Schwerindustrien.
Nationale Klimaschutzbeiträge (Nationally Determined Contributions, NDCs) – die Klimaverpflichtungen der einzelnen Länder im Rahmen des Pariser Abkommens – lenken diese Bemühungen zusätzlich und gewährleisten, dass sie mit den globalen Klimazielen im Einklang stehen.
Freiwilliger Kohlenstoffmarkt (VCM)
Der freiwillige Kohlenstoffmarkt (Voluntary Carbon Market, VCM) agiert unabhängig von staatlichen Vorgaben und ermöglicht es Unternehmen und Einzelpersonen, freiwillig zum Klimaschutz beizutragen. Als Ergänzung zu den verpflichtenden Märkten fördert der VCM Flexibilität und Innovation bei der Reduktion von Treibhausgasemissionen (THG).
Angetrieben von sozialer Verantwortung und ethischen Verpflichtungen setzen freiwillige Märkte auf privat organisierte Standards zur Zertifizierung von Carbon Credits, wie den Verified Carbon Standard (VCS), den Gold Standard und den Wald-Klimastandard, um die Glaubwürdigkeit der Kohlenstoffgutschriften sicherzustellen. Interessanterweise beginnen sich die Grenzen zwischen verpflichtenden und freiwilligen Märkten zu verwischen. Ein Beispiel dafür ist der Gold Standard, der 2003 eingeführt wurde, um nachhaltige Ergebnisse für den Clean Development Mechanism (CDM) der Vereinten Nationen zu verbessern, und somit beide Ansätze widerspiegelt. In einigen Regionen können freiwillige Gutschriften sogar zur Erfüllung verpflichtender Anforderungen beitragen, und Diskussionen über eine stärkere Integration sind im Gange.
Auf dem Weg in eine Netto-Null-Zukunft sind beide Märkte essenziell: Während der verpflichtende Markt gesetzliche Reduktionen durchsetzt, fördert der VCM Innovation und eine breitere Beteiligung. Für Unternehmen ist freiwilliges Engagement im Klimaschutz sowohl eine Verantwortung als auch eine Gelegenheit, führend in der Nachhaltigkeit zu sein.
Die proaktive Reduktion von Emissionen, Investitionen in erneuerbare Energien und die Umsetzung oder Unterstützung von Maßnahmen wie Improved Forest Management sind nur einige Beispiele, wie Unternehmen über die Mindestanforderungen hinausgehen und einen bedeutenden Beitrag leisten können.
Neue Initiativen und Plattformen entstehen, um die Effizienz, Transparenz und Glaubwürdigkeit des freiwilligen Kohlenstoffmarktes (Voluntary Carbon Market, VCM) zu verbessern. Innovationen wie die Blockchain-Technologie werden untersucht, um die Rückverfolgbarkeit zu erhöhen und klare, unveränderliche Transaktionsaufzeichnungen zu gewährleisten, die Vertrauen bei den Stakeholdern schaffen.
Hier sind drei etablierte Initiativen, die den VCM maßgeblich gestalten:
VCMI – Voluntary Carbon Markets Integrity Initiative
Die VCMI ist eine globale Non-Profit-Organisation, die darauf abzielt, die Glaubwürdigkeit des VCM zu stärken. Sie bietet klare Leitlinien zur freiwilligen Nutzung von Kohlenstoffgutschriften und deren sinnvolle Integration in Klimastrategien. Im Jahr 2022 führte die VCMI den Claims Code of Practice ein, der strenge Standards für Transparenz und Glaubwürdigkeit setzt und Organisationen dabei unterstützt, überprüfbare Klimabehauptungen zu treffen. In Zusammenarbeit mit Nachhaltigkeitsgremien, der Privatwirtschaft und indigenen Gruppen hat die VCMI sich mit dem Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen (UNDP) zusammengetan, um integrere Kohlenstoffmärkte zu fördern und den Zugang zu Klimafinanzierung in Entwicklungsländern zu verbessern.
ICVCM – Integrity Council for the Voluntary Carbon Market
Der ICVCM arbeitet daran, die Governance, Transparenz und Standardisierung im VCM zu verbessern. Die ICVCM hat die Core Carbon Principles (CCP) entwickelt – einen Maßstab für hochwertige Carbon Credits, der Transparenz, Zusätzlichkeit und Permanenz in den Fokus stellt. Durch die Einhaltung strenger Standards ermöglicht der ICVCM Käufern fundierte Entscheidungen und unterstützt die Ausrichtung an den Zielen des Pariser Abkommens. Mit Überprüfungsprogrammen, die 98 % des Marktes abdecken, spielt der ICVCM eine global bedeutende Rolle und genießt breite Unterstützung durch Regierungen und Organisationen.
ICROA – International Carbon Reduction and Offsetting Accreditation
Als Teil der International Emissions Trading Association (IETA) stärkt ICROA die Integrität bei der Nutzung von Carbon Credits. Gegründet im Jahr 2008, konzentriert sie sich auf eine wirtschaftsweite Dekarbonisierung, um Netto-Null bis 2050 zu erreichen. Das Akkreditierungsprogramm der ICROA zertifiziert Dienstleister im VCM nach dem Code of Best Practice und stellt durch jährliche unabhängige Prüfungen sicher, dass hohe Umweltstandards eingehalten werden. Darüber hinaus dient die ICROA als Plattform für Interessenvertretung und Innovation und fördert Vordenkertum, politische Entwicklungen und Kooperationen zur Bewältigung zentraler Herausforderungen im VCM.
Zusammen sind diese Initiativen entscheidend, um Vertrauen zu schaffen, hohe Standards zu etablieren und Innovationen im freiwilligen Kohlenstoffmarkt voranzutreiben.
Angesichts der drängenden Herausforderung des Klimawandels spielen sowohl die verpflichtenden als auch die freiwilligen Kohlenstoffmärkte eine entscheidende Rolle bei der Umsetzung wirksamer Klimaschutzmaßnahmen. Während der verpflichtende Markt verbindliche Emissionsreduktionen durchsetzt, fördert der freiwillige Kohlenstoffmarkt Innovation, Flexibilität und eine breitere Beteiligung von Unternehmen und Einzelpersonen.
Initiativen wie VCMI, ICVCM und ICROA sind von zentraler Bedeutung, um die Integrität, Transparenz und Glaubwürdigkeit dieser Märkte sicherzustellen, Vertrauen aufzubauen und Fortschritte zu ermöglichen. Gemeinsam bieten diese Märkte und Initiativen die notwendigen Instrumente und Rahmenwerke, um die globalen Anstrengungen für eine nachhaltige, Netto-Null-Zukunft zu beschleunigen. Durch die Kombination von Regulierung, freiwilligem Engagement und Innovation können wir bedeutende Fortschritte bei der Bewältigung der Klimakrise erzielen.
Senior Content Marketing Manager | Forest Green Communications
Wald-Liebhaberin seit meiner Kindheit und seit 2021 im Klimaschutz tätig.